Beschreibung der Tour:
Die Runde um den gesamten See an einem Tag zu schaffen ist mühsam, aber möglich. Radler mit durchschnittlicher Kondition sollten dagegen 2 Tage einplanen. Es handelt sich um eine lange, mehrtägige Route, meist in völlig flacher Landschaft, auf gut beschilderten, mehr oder weniger separierten, befestigten Radwegen, auf verkehrsarmen Nebenstraßen.
Der idealste Ausgangspunkt für die zweitägige Tour ist Fertőd, und wir beginnen im Uhrzeigersinn. Bei einem Start in Fertőd lohnt es sich, in oder um Purbach zu übernachten. So können wir am ersten Tag noch ausgeruht die Steigungen der Route überwinden und am zweiten Tag im flachen Gelände radeln. Wir folgen entlang der Route mit der Beschilderung B10. Wir starten den ersten Tag vom Schloss Fertőd in Richtung Fertőszéplak. Von hier aus führt unsere Reise über einen abwechslungsreichen, aber guten Radweg durch die folgenden Dörfer, und auf den dazwischen gebauten Radwegen bis Balf, das zu Sopron gehört. Unterwegs können wir in Hegykő das Thermalbad mit 8 Becken besuchen, das für das lokale Heilwasser gebaut wurde.
Nach Balf folgt Fertőrákos (Kroisbach) , wo wir den berühmten Steinbruch finden, nach der Siedlung zweigt die Straße in Richtung Fertőmeggyes (Mörbisch) und der Grenze ab. Unterwegs genießen wir einen herrlichen Blick auf das Schilfmeer des Neusiedler Sees, und begleitet von Wäldern führt die Straße zu einem kleinen Grenzübergang, der Fußgängern und Radfahrern vorbehalten ist. Kurz vor der Grenze, auf der ungarischen Seite, finden wir unter einem uncharakteristischem Gebäude das Mithras-Heiligtum, das von römischen Soldaten, die in der Gegend dienten, zu Ehren des Sonnengottes Mithras erbaut wurde. In dem in den Fels gehauenen Heiligtum können wir ein fast zweitausend Jahre altes gemaltes Relief sehen, das man auf keinen Fall verpassen sollte.
Weiterfahrend erreichen wir bald Fertőmeggyes, das Städtchen Mörbisch, dessen Hauptmerkmal die kleinen Gassen sind, die sich von der Hauptstraße „Hofgasse“ öffnen. Von hier aus biegen wir in das reizende Städtchen Rust ab, das damals, im historischen Ungarn die kleinste freie Königsstadt war. Hier gibt es viele ausgezeichnete Weingüter, die ihre Weine anbieten, welche auch in den gemütlichen Innenhöfen genossen werden können. Der B10 folgend geht es weiter Richtung Oggau. Von hier aus, unter südlicher Umgehung der Stadt Neusiedl auf der B10, radeln wir entlang eines schönen Kanals mit Berührung von Welden nach Podersdorf. Hier lohnt es sich, zu dem rot-weiß gestreiften Leuchtturm am Ende des Piers hinauszugehen.
Von hier aus geht es unter Berührung der Türme zur Vogelbeobachtung um den Neusiedler See herum, wobei wir die Salzsteppe der Gegend durchqueren, wo wir unzählige im Nationalpark lebende Wasservögel beobachten können. Bald kehren wir über die Kleine Grenze nach Ungarn zurück und radeln dann auf dem neuen Radweg in Richtung Sarród nach Fertőújlak. Einige hundert Meter von der Siedlung entfernt können wir von einem hölzernen Aussichtsturm aus die reiche Vogelwelt des sumpfigen Feuchtgebiets beobachten. Auf der verkehrsarmen Asphaltstraße überqueren wir nach einem Kilometer den Hanságer-Hauptkanal, von hier beginnt der Lehrpfad Sziki Őszirózsa (Salzaster), auf dem wir, auf dem parallel zum Kanal-Damm verlaufenden Erdweg, einen kleinen Abstecher zum Vogelbeobachtungsplatz machen können. Wir rollen die stimmungsvolle Hauptstraße des Dorfes Sarród entlang, das für Kócsagvár berühmt ist, das als Zentrum des Nationalparks Fertő-Hanság fungiert, und erreichen dann nach einer Linkskurve den Ausganspunkt unserer Tour, Fertőd, das in das Dorf integriert ist.
Sehenswürdigkeiten:
Neusiedler See
Fertő ist etwa 20.000 Jahre alt, das drittgrößte stehende Gewässer Mitteleuropas und das westlichste Steppensee- und Salzgebiet Europas. Der größte Teil davon gehört zu Österreich, der kleiner Teil zu Ungarn. Die Neusiedler Landschaft und damit auch der See selbst sind Teil des Welterbes. Am ungarischen Seeufer liegt der Nationalpark Fertő – Hanság, am österreichischen der Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel. Nach dem Plattensee ist er in Mitteleuropa der zweite See, der sich schnell erwärmt - seine Temperatur erreicht im Sommer nicht selten 30 ° C.
Steinbruch von Fertőrákos (Kroisbach)
Im Steinbruchgebiet wogte vor Millionen von Jahren das Pannonische Meer. Der Leitha-Kalkstein entstand aus den Überresten von Tieren mit Kalkgehäusen, Schnecken und Muscheln, die auf den Meeresboden gesunken sind. Bei sorgfältiger Untersuchung des Gesteins können wir an einigen Stellen noch versteinerte Tierreste sehen. Schon die Römer haben hier Kalkstein abgebaut, im 13. Jahrhundert holten die Mönche den Kalkstein von hier, um die Kirche in Lébény zu bauen. 1944 wurde hier ein Zwangsarbeitslager für jüdische Häftlinge betrieben, 1948 wurde der Bergbau endgültig eingestellt. Der ehemalige Steinbruch ist heute eine beliebte Touristenattraktion, hier finden wir den Lehrpfad Felsen Kreuzdorn (Kövi Benge) und auch das Höhlentheater.
Kócsagvár
An der Stelle des ehemaligen Hafens von Sarród steht heute das Zentralgebäude des fünften Nationalparks Ungarns, das 1993 übergebene Gebäude Kócsagvár. Der Namen stammt von einem der typischen Vertreter der lokalen Vogelwelt, dem Silberreiher (Kócsag). József Koller, der das Gebäude entworfen hat, folgte dem organischen Baustil, der durch den Namen Imre Makovecz geprägt ist. Eine besondere Bedeutung hat das reich verzierte Tor des Gebäudekomplexes - es stellt zwei sich gegenüberstehende Silberreiher dar, wobei die Flügel des Tores die zum Gruß gespreizten Flügel der Vögel symbolisieren.
Schloss Fertőd:
Die Geschichte von Eszterháza beginnt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Es wurde von Nikolaus Esterházy (der Prächtige) am Ufer des Neusiedler Sees an der Grenze zu Süttör gegründet. Nach seinen Ideen und Plänen begann 1762 der Umbau des Jahrzehnte zuvor erbauten Jagdschlosses in adeliger Pracht. Als das Schloss 1766 beendet wurde, entstand in seiner Nachbarschaft ein Dorf, dessen Name von der Familie Esterházy stammt. Es ist ein Ein-Straßen-Dorf mit urbanem Grundriss, daneben das originale englischen Gestüt und die Zuckerrübenfabrik.